Herrnhuter Sterne. Lichtertradition in Deutschland

Lichtertraditionen von Adventsstern bis Weihnachtsbaum

Die Adventszeit ist die Zeit der Lichtertraditionen. Wenn es draußen immer dunkler wird, dann zünden wir Kerzen und Lichterketten an und schmücken unsere Fenster mit Schwibbögen und beleuchteten Sternen. Wir haben uns ein paar dieser weihnachtlichen Beleuchtungstraditionen genauer angesehen.

Schwibbogen

Das Wort „Schwibbogen“ kommt aus dem Althochdeutschen und heißt eigentlich „Schwebebogen“. In der Baukunst bezeichnet es einen freitragenden Bogen ohne darüber lastendes Mauerwerk (z.B. zum Überbrücken einer Straße). Bekannter ist der Begriff jedoch aus der Volkskunst: Hier bezeichnet er einen Kerzenträger aus Eisen oder Sperrholz mit ursprünglich sieben, später aber auch neun Lichtern.

Schwibbogen. Lichterhaus in Niederwürschnitz

Schwibbogen. Lichterhaus in Niederwürschnitz, Foto: © Valentina Patzlaff, Lizenz: Creative Commons CC BY-SA 4.0, Quelle: Wikimedia Commons

Die Herkunft des weihnachtlichen Schwibbogens liegt in der bergmännischen Tradition des Erzgebirges. Der erste geschichtliche Beleg für einen Schwibbogen findet sich im Jahr 1740.
Ursprünglich waren Schwibbögen mit biblischen Figuren geschmückt und trugen sieben Kerzen. Um das Jahr 1830 kamen auch Motive aus dem Alltag der Bergleute und ihrer Familien hinzu. Eines der bekanntesten Motive sind zwei Bergleute, ein Schnitzer und eine Klöpplerin – und damit Symbole für die damaligen Haupterwerbsquellen der erzgebirgischen Bevölkerung des 18. und 19. Jahrhunderts. Ein weiteres bekanntes Motiv ist die Kirche des für seine Volkskunst bekannten Erzgebirgsdorfes Seiffen.

Ihren Platz im Haus haben Schwibbögen typischerweise auf Fensterbänken. Heutzutage werden sie in der Regel elektrisch beleuchtet mit Verwendung von kleinen Ersatzbirnen. Auch außerhalb des Erzgebirges stellt man sie gern auf. Als Großbögen findet man sie auch im Außenbereich. Der derzeit größte im Freien stehende Schwibbogen der Welt wurde 2012 in Johanngeorgenstadt aufgestellt.

Adventsstern oder Weihnachtsstern

Die beleuchteten Sterne in den Fenstern erinnern an die biblische „Himmelserscheinung“, die den drei Weisen (oder: den drei Königen) den Weg zum Geburtsort Jesu wies. Darum wird der Weihnachtsstern auch der Stern der Weisen, der Dreikönigsstern oder der Stern von Bethlehem genannt.

Herrnhuter Sterne. Lichtertradition in Deutschland

Herrnhuter Sterne, Foto: © 1971markus@wikipedia.de, Lizenz: Creative Commons CC BY-SA 4.0, Quelle: Wikimedia Commons

Berühmt sind die „Herrnhuter Sterne“, die ursprünglich durch die Herrnhuter Brüdergemeine, eine Religionsgemeinschaft im Lausitzer Bergland, angefertigt wurden. Sie haben die vorweihnachtlichen Gebräuche in Deutschland stark beeinflusst: Auch heute noch wird vor allem in Sachsen und Hessen traditionell am ersten Adventssonntag der große Stern im Familienkreis zusammengesetzt. Sein Licht leuchtet dann bis Weihnachten oder den Dreikönigstag.

Adventskranz

Adventskränze gibt es seit dem 19. Jahrhundert. Der erste Adventskranz wurde 1839 von dem Hamburger Pfarrer Wichern eingeführt und hatte 24 Kerzen. Etwa hundert Jahre später waren Adventskränze dann auch in Süddeutschland zu finden. Der Adventskranz und die Zunahme des Lichtes durch das Entzünden von immer mehr Kerzen symbolisieren im christlichen Glauben die Erwartung der Geburt Jesu Christi, der als „Licht der Welt“ bezeichnet wird.

Klassischer Adventskranz mit Kerzen

Klassischer Adventskranz, Foto: © Dirk Vorderstraße, Lizenz: Creative Commons CC BY 2.0, Quelle: Wikimedia Commons

Weihnachtsbaum

Der zu Weihnachten aufgestellte und geschmückte Tannenbaum ist das am weitesten verbreitete Symbol des Weihnachtsfestes. Der Vorläufer des Weihnachtsbaumes ist das Wintergrün, mit dem die Menschen früher ihre Häuser schmückten. Mit Früchten, Oblaten, Lebkuchen, Zuckerwerk und Papierschmuck verzierte Bäume sind bereits für das 16. Jahrhundert in den Zünften von Basel und Bremen belegt. Mit Kerzen geschmückte Bäume werden erstmals im 17. Jahrhundert für den herzoglichen Hof in Hannover erwähnt.

Den ersten öffentlich aufgestellten Weihnachtsbaum „für alle“ gab es übrigens im Jahre 1891 vor dem Weißen Haus in Washington. Zum allgemeinen Brauch in den Bürgerfamilien wurde der mit Kerzen geschmückte Weihnachtsbaum im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts. Heutzutage haben sich elektrische Kerzen bzw. Lichterketten – früher mit Glühbirnen, heute auch mit LED – zur Brandvermeidung bewährt.

Weihnachtsbaum, Lichtertradition

Illuminierter Weihnachtsbaum für „Stiller Advent“ an der Johannes-Brahms-Promenade, Gemeinde Pörtschach am Wörther See, Foto: © Johann Jaritz, Lizenz: Creative Commons CC BY-SA 3.0 AT, Quelle: Wikimedia Commons

Quellen

de.wikipedia.org/wiki/Adventskranz
de.wikipedia.org/wiki/Erzgebirgischer_Schwibbogen
de.wikipedia.org/wiki/Herrnhuter_Stern
www.jadu.de
www.zeit.de/…/geschichte-weihnachtsbaum

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